Fünfte Studienreise nach Sri Lanka

vom 29.12.2010 bis 14.01.2011

mit sieben Schülern des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums Schlüchtern

SCHLÜCHTERN / AHANGAMA

Sechs Jahre nach dem verheerenden Tsunami in Südostasien fand Anfang Januar eine fünfte Studienreise mit sieben Schülern des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums Schlüchtern mit ihrem Lehrer Hartmut Darmstadt statt, um die begonnenen Hilfsprojekte an der Südküste Sri Lankas fortzusetzen. Seit der Katastrophe konnten mit dem Spendengeld von über 90000 Euro sechs Schulen ausgestattet, zehn Fischerboote, zahlreiche Gaskocher und Wassertanks und vieles mehr angeschafft werden, vor vier Jahren sogar ein Kindergarten in Ahangama gebaut und inzwischen etliche Häuser bzw. Lehmhütten renoviert werden.

Die bevorstehende Reise wurde schon seit Monaten vorbereitet und beim Kalten Markt in Schlüchtern konnten die Schüler mit dem Verkauf von Wokgerichten und einem Verkaufsstand einen Gewinn von ca. 1200 Euro erzielen. Bis zur Abreise kamen insgesamt über 7000 Euro Spenden zusammen und zahlreiche Geschäfte und Firmen der Region halfen, die Reise für die Schüler finanziell zu unterstützen.

Reisebericht von Jan Fuhrmann:

Vom 29.12.2010 bis zum 14.01.2011 begab sich der Schlüchterner Oberstudienrat Hartmut Darmstadt zum wiederholten Male auf eine Hilfs- und Studienreise, wozu er von den sieben Hutten-Schülerinnen und Schülern Verena Dietz, Jan Grauel, Paula Seipel (alle Bad Soden Salmünster), Katharina Heß (Neuengronau), sowie Karoline Wenk, Bastian Weinig und Jan Fuhrmann (aus Schlüchtern) begleitet wurde. Auch in diesem Jahr galt es wieder, gesammelte Spendengelder von über 7000 Euro  aus der Bergwinkelregion auf der vom Tsunami 2004 schwer getroffenen Insel zu investieren.

Nach einem Flug mit Oman Air nach Muscat konnte während des 24-stündigen Zwangsaufenthalts die Altstadt und die umgebende Küstenlandschaft besichtigt werden, wobei besonders der Sultanspalast, der orientalische Souk und die umgebenden Wüstenlandschaften imposante Eindrücke bei der Reisegruppe hinterließen.

Nach einem zweiten nächtlichen Flug nach Colombo wurde man am nächsten Morgen von Hartmut Darmstadts langjährigen Freunden am Flughafen abgeholt, wobei zur Erfrischung nach der anstrengenden Reise frische  Kokosnüsse angeboten wurden, die wir Schüler  interessiert und dankbar ausschlürften. Nach vierstündiger Fahrt im Minibus wurde dann auch gleich der erste Besuch bei Irsan Mohamed in Beruwala abgestattet. Der ehemalige Juwelier organisiert heute die Main-Kinzig-Projekte des Landrats a. D. Karl Eyerkaufer, der ebenfalls seit vielen Jahren Hilfe vor Ort leistet. Nach einer weiteren Stunde Autofahrt wurde dann der beliebte Badeort Hikkaduwa erreicht, wo wir uns für die nächsten drei Tage niederließen, um uns an Klima und Zeitverschiebung zu gewöhnen. Des Weiteren stand an diesem Tag noch die Silvesterfeier am Strand an, die jedoch leider von einer allgemeinen Müdigkeit überschattet war.

Eben jene kurze Eingewöhnungsphase überwunden, konnten nun die eigentlichen Projekte in Angriff genommen werden, wozu man sich in das eine Stunde entfernte Ahangama begab, wo sich die Partnerschule und der 2007 errichtete Kindergarten befinden. Nach dem Besuch vieler armer Familien, deren Hütten entweder schon renoviert worden waren oder mit deren Renovierung in den Folgetagen begonnen werden sollte, planten wir insgesamt 12 neue Bauprojekte. Nach diesen für uns Schüler ungewohnten Eindrücken von Armut und Leid machten wir uns daran, den „Children’s Paradise“ Kindergarten zu renovieren. Nachdem im letzten Jahr die Außenfassade neu eingefärbt wurde, war es in diesem Jahr Ziel, die Innenwände, sowie das Mobiliar und Teile des Spielplatzes neu zu streichen, was im Endeffekt zwei Arbeitstage einnahm, wobei sich das Ergebnis dann aber auch sehen lassen konnte. Ebenso stand in diesen Tagen ein Besuch in der Partnerschule des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums, dem Sangarathana College in Anhangama an. Nach einer Begrüßung und musikalischen Darbietungen auf einem bereits vor Jahren gespendeten Keyboard gab es für uns die Möglichkeit direkt mit den Schülern in Kontakt zu treten. Anfangs zeigten sich dabei Kommunikationsschwierigkeiten und Ängste seitens der singhalesischen Schüler, die von unserer Hautfarbe und besonders von meiner Körpergröße (2,01m) beindruckt und daraufhin verschüchtert wirkten. Nach der Verteilung von Gummibärchen und einer vorsichtigen Annäherung unsererseits lösten sich die Spannungen und es konnte gemeinsam gesungen, getanzt und gelacht werden. Gerade diese Begegnung wurde von uns als menschlich besonders prägend empfunden und wird mir und den anderen Reiseteilnehmern unvergesslich bleiben. 

Nach diesen Erlebnissen begannen wir unsere Rundreise durch das Landesinnere, um möglichst viele Eindrücke der wunderbaren und vielseitigen Landschaft des Inselstaates zu sammeln. Hierbei stand zuerst ein Besuch im Yala-Nationalpark auf dem Programm, der neben den vielen zu beobachtenden Wildtieren auch landschaftlich einiges zu bieten hatte. Von der ehemaligen Königsstadt Tissamaharama aus ging es weiter nach Kandy. Auf der zweitägigen Fahrt durch das Gebirge wurde neben einem in Fels geschlagenen Buddha auch das Hochland um Nuwara Eliya besucht, das besonders für seinen Teeanbau bekannt ist. Abends in Kandy angekommen wurde gleich zur Opferstunde der Tempel besichtigt, in dem ein Zahn Buddhas aufbewahrt wird, was ihn zum Pilgerziel für Buddhisten aus aller Welt macht. Nachdem man am nächsten Morgen noch schnell einige Einkäufe in der Innenstadt tätigen konnte ging die Reise weiter nach Pinnawala, wo das dort ansässige Elefantenwaisenhaus besucht wurde. Tags darauf stand ein reiner Bustag auf dem Plan, der uns wieder zurück an die Küste führen sollte. Nun stand ein weiterer Besuch bei Irsan Mohamed an, dessen Frau uns ein Dinner mit einer Vielzahl einheimischer Köstlichkeiten bot, nachdem man am Nachmittag diverse Projekte des Main-Kinzig-Kreises in und um Beruwala besichtigt hatte.

In Ahangama angekommen galt es, sich wieder der eigenen Hilfsprojekte zu widmen. So wurden Behausungen besucht, die in dieser einen vergangenen Woche beeindruckenderweise bereits vollständig renoviert worden waren. Den Familien konnte man die Freude und Dankbarkeit über ihre neue Lebenssituation deutlich ansehen, was uns in unserer Arbeit bestätigte. Des Weiteren fand in diesen Tagen die Wiedereröffnung des Kindergartens statt, wobei wir mit Blumenketten, Tänzen, Liedern und buddhistischen Ritualen begrüßt wurden. Ebenso stand ein weiterer Empfang in unserer Patenschule auf dem Programm, wo wir Hefte, Stifte und andere Schulmaterialien übergeben konnten. Große Begeisterung bei den Kindern löste dabei eine Frisbee-Scheibe aus, mit der gleich nach der Übergabe auf dem Schulhof gespielt wurde, was allen Beteiligten großen Spaß machte. Ein besonderes Projekt konnte nachmittags verwirklicht werden. So wurden ca. 75 Brillen, die dort für einen für unsere Verhältnisse „Spottpreis“ von 7-8 Euro erhältlich sind, an bedürftige Menschen überreicht, die sich begeistert über ihre neu gewonnene Lebensqualität zeigten, nachdem sie ihre neuen Sehhilfen direkt aufgesetzt hatten. Außerdem konnten sechs mitgebrachte Laptops an Personen und Schulen überreicht werden, zwei davon auch an eine Ausbildungsstätte für junge buddhistische Mönche.

Nun neigte sich unsere Reise  langsam dem Ende zu. So wurden wir bei unseren neu gewonnen Freunden Lavan, Lakmal und Dimuthu und ihrer Familie zu einem traditionellen singhalesischen Abend eingeladen, bei dem uns von deren Mutter Latha hervorragende Fisch-, Meeresfrüchte- und Hühnchengerichte aufgetischt wurden, die bei uns teils ungewohnte, aber auch interessante Geschmackseindrücke hinterließen. Nun blieben uns noch zwei letzte Tage, wovon wir einen mit einer Schnorcheltour in Unawatuna, sowie der Besichtigung einer seit drei Jahren ruhenden Baustelle bei Galle verbrachten. Hier versuchte die Stiftung des Altkanzlers Helmut Kohl mithilfe von Spenden von über 10 Mio. Euro ein Krankenhaus zu bauen, was jedoch offensichtlich misslungen ist, da bereits wohl über 7 Mio. € der Spendengelder „versickert“ sein sollen, was aufgrund der drei Kräne, die seit jener Zeit regungslos auf dem fertigen Fundament stehen und Geld kosten, auch nicht verwunderlich ist. Der letzte Tag in Hikkaduwa blieb uns, um Souvenirs und Mitbringsel zu besorgen, bevor man nach einem letzten Abendessen in „Ritas Hotel“ um die Mitternachtsstunde herum nach Colombo aufbrach, um am nächsten Morgen den Heimflug nach Frankfurt anzutreten, wo man schließlich am Abend wieder von den eigenen Familien und Freunden freudig in Empfang genommen wurde.

Abschließend möchten wir Schüler uns nochmals bei Herrn Darmstadt bedanken, der neben der Verwirklichung der Hilfsprojekte diese Reise für uns unge Menschen möglich machte und uns so die Möglichkeit bot, ein solches, für uns doch auch fremdes und unbekanntes Land kennenzulernen und diese ungewohnten, aber größtenteils erfreulichen Eindrücke erleben zu können. Ein weiterer Dank gilt den zahlreichen Spendern aus der Region, die Herrn Darmstadts langjährige und nachhaltige Arbeit vor Ort erst ermöglichen.

Ein besonderer Dank gilt außerdem dem Main-Kinzig-Kreis, dem Förderverein des UvH-Gymnasiums und den Geschäften und Firmen, die diese Reise für uns Schüler finanziell unterstützt haben: in Schlüchtern: Möbelhaus Rudolf, Bau- und Möbelschreinerei Lang, Dachdecker-Meister Spahn, Rathaus Apotheke, Mercedes-Benz „Simon & Würfl“, Firma Kroeplin, Mader & Vey, Pizzeria Azzura, Krankengymnastik-Praxis Wittmann, die Familien Thorsten Schöppner, Ingrid Kress, Christiane Vogt, in Elm: Kolb & Müller GmbH, in Herolz: Bauunternehmen H. Müller, in Sterbfritz: Gemeinde Sinntal, in Steinau: ODW Elektrik, in Bad Soden-Salmünster: Firma WOCO Industrietechnik GmbH, Frisörsalon Pfeifer, Familie Michael Dietz, sowie Familie Hartmut u. Claudia Löffert in Oberzell und Familie Olivier in Hemer.

Wer Interesse hat, mehr über die Studienreise zu erfahren, ist am Sonntag, 03. April 2011, um 19.00 Uhr zu einem Bildervortrag in die Stadthalle Schlüchtern eingeladen.

Und es besteht auch weiterhin die Möglichkeit, die Hilfsprojekte, insbesondere die weitere Finanzierung des Kindergartens, zu unterstützen. Dazu können Spenden auf folgendes Konto überwiesen werden:

Hartmut Darmstadt „Hilfe für Sri Lanka“, Volksbank Raiffeisenbank Schlüchtern, Bankleitzahl 530 613 13, Kontonummer 2115662.