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Unterricht im Fach Menschlichkeit KN-Serie (1): Schüler des Hutten-Gymnasiums reisten ins Tsunami-Gebiet, um Schulpartnerschaft zu gründen
Von Florian Seemann, Kinzigtal-Nachrichten, 26.01.2006 SCHLÜCHTERN / COLOMBO Nachdem sich die Schülervertretung des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums im vergangenen Schuljahr für eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in Sri Lanka ausgesprochen hatte, über-nahm Studienrat Hartmut Darmstadt die konkrete Pla-nung des Projekts und kümmerte sich um die Organisation einer Studienreise. Darmstadt ist Kenner des Inselstaats und war seit der Tsu-nami-Katastrophe bereits mehrfach dort, um schnell und unbürokratisch Hilfe zu leisten. Dank der finanziellen Unterstützung des ehemaligen Landrats Karl Eyerkaufer und weiterer Zuschüsse vom Schulelternbeirat, dem Förderverein, der Stadt Schlüchtern und dem Main-Kinzig-Kreis wurde es möglich, solch eine Reise für Schüler anzu-bieten. So begab es sich dann am 28.12.2005, dass sich eine neunköpfige Reisegruppe, bestehend aus Ann-Katrin Löffert, Franziska Lösel, Antonia Spielmann, Sita Seidel, Daniel Euler, Seven Özdemir, Kilian Komma und Florian Seemann sowie Hartmut Darmstadt Ende Dezember am Frankfurter Flughafen einfand, um gen Colombo einzuchecken. Ziel dieser Studienfahrt war neben dem Kennenlernen der tropischen Insel vor allem die Besiegelung einer Schulpartnerschaft. In der Reisekasse befanden sich aber auch über 12 000 Euro Spendengelder, die für weitere Hilfsprojekte für die Tsunami-Opfer verwendet werden sollten. Bei dem Flug mit Etihad-Airlines hatte die Reisegruppe einen ganzen Tag Aufenthalt in Abu Dhabi. Ein Kurztrip zur Oase Al-Ain und in den Oman mit Besichtigung eines Kamelmarktes und der abendliche Besuch der modernen Stadt Abu Dhabi gab einen Einblick in die aufregende Welt der Vereinigten Arabischen Emirate. Als man dann am nächsten Tag in Colombo gelandet war, folgten zwei Tage zur Entspannung am Strand von Hikkaduwa mit Sylvesterfeier. Danach ging es allerdings richtig los. Nächste Station war der schöne Strandort Unawatuna, von wo aus man einheimische Familien besuchte und mit ihnen über Land und Leute sprach - eine lehrreiche Erfahrung für die Schlüchterner Reisegruppe. Besucht wurden verschiedene Schulen in Kataluwa, Ahangama und Weligama. Einige Schulen, die direkt an der Hauptstraße liegen, hatten schon einige Hilfe erfahren, andere, die einige hundert Meter versteckt landeinwärts liegen und auch zahlreiche Kinder aus den Tsunami-Schulen aufnehmen mussten, sind noch besonders auf Hilfe angewiesen. Als nächster Anlaufpunkt der Reise war die Gegend um Tangalle im Südwesten des Landes anvisiert worden, wo Hartmut Darmstadt in den vergangenen Osterferien im Dorf Rakawa ein Projekt mit dem Kauf von Fischerbooten und Gaskochern gestartet hatte. Hier wurden die Hutten-Schüler zu einem besonderen Abendessen eingeladen. Zuerst wurde die Gruppe von einer örtlichen Volkstanzgruppe von Jugendlichen abgeholt und einem Festzug gleich mit Trommeln und Tanz zum Ort des Geschehens geleitet. Dort begann eine Lagunenfahrt in einem der gespendeten Fischerboote, wobei Affen in den Bäumen turnten und Wasserbüffel die Lagune passierten. Anschließend stand das Abendessen an, in dessen Verlauf verschiedene Dorfbewohner in Kostümen mit Trommelmusik und Gesang Tänze und kleine Theaterszenen vortrugen. Nach diesem einmaligen Erlebnis machte man sich am nächsten Tag in Kleingruppen auf, um hier weitere Hilfe zu leisten: Zwei Fischerboote für arme Fischerfamilien sowie 25 Wassertanks für die Dorfbewohner wurden übergeben. Im Anschluss daran stand die Weiterfahrt nach Tissamaharama an, wo man am nächsten Tag in den frühen Morgenstunden eine Safari im Yala-Nationalpark unternahm. Hier konnten die Kinzig-taler Elefanten, Bären, Krokodile und viele andere Tiere aus nächster Nähe bewun-dern. Um noch mehr Eindrücke dieses sagenhaften Landes aufzunehmen, entschloss man sich, auch ein paar Tage ins Landesinnere zu fahren. Vorbei an zahlreichen Reisterrassen und Teeplantagen ging es die Berge hinauf nach Kandy, wo auch Herrmann Hesse mehrmals weilte, wenn er sich auf Ceylon befand. Nach einem Besuch im Elefantenwaisenhaus in Pinnawala fuhr die Gruppe weiter zum heiligen, 2400 Meter hohen Adam`s Peak, auf dem sich Adams Fußspuren befinden sollen. Nach einer kurzen Nacht startete man morgens um drei Uhr mit zahlreichen einheimischen Pilgern, um den Gipfel des Berges zu erklimmen und erlebte dort einen atemberaubenden Sonnenaufgang. Noch ermattet von dieser anstrengenden Wanderung näherte man sich nun wieder der Südwestküste und besichtigte das Projekt des Main-Kinzig-Kreises in Beruwala, das vom ehemaligen Landrat Karl Eyerkaufer und seinem Organisationsteam mit Irsan Mohamed organisiert wird. Dieser führte die Gruppe und lud sie auch zu einem besonderen Reis-und-Curry-Abendessen in seinem Wohnhaus ein. Die letzten Tage wohnten die Schüler im Strandort Mirissa, um von hier aus mit den einheimischen Freunden aus Ahangama noch wichtige Dinge zu erledigen. Neben einer Kontrollfahrt zu bereits gekauften Fischerbooten, einem Besuch mit Spenden-übergabe im District-Hospital in Tangalle ging es vor allem um die weitere Ausstattung von Schulen mit kühlfähigen Medizinschränken, Laptops, Druckern sowie Schulheften und Schulrucksäcken. Darunter war auch die Schule von Ahangama, welche von der Reisegruppe als Partnerschule für das Huttengymnasium ausgewählt worden war. Es folgte noch ein kurzer Entspannungstag, um sich von dem Geleisteten zu erholen und zu reflektieren, schließlich stand nach einem kurzen Zwischenstopp in Hikkaduwa noch ein Besuch der deutschen Botschaft in Colombo mit einem Gespräch mit dem deutschen Botschafter Jürgen Weerth an. Es war ungefähr sieben Uhr morgens in der zweiten Januarwoche, und die Zeit schien verflogen zu sein, als die Schlüchterner Reisegruppe wieder am Flughafen von Colombo eintraf, um den Heimflug anzutreten. Mit einem lachenden und weinenden Auge stieg man in den Flieger. Einerseits froh, so viel geleistet und dabei zahl-reiche Menschen von Herzen glücklich gesehen zu haben, aber auch ein wenig Vorfreude auf die Heimat, um den Freunden von den beeindruckenden Erlebnissen berichten zu können. Diese lehrreiche Studienreise vermittelte ihnen ungezählte Erlebnisse und Eindrücke sowie besonders intensive Begegnungen mit Einheimischen, wie sie ein normaler Tourist kaum erleben kann. Und wenn sie eines ganz besonders gelernt haben, dann, dass man auch mit wenig zufrieden sein kann. |