Von Kapstadt nach Kairo

05.03.-18.05.2001


Hochzeit in Südafrika

1. Afrikabericht, Johannesburg, 22.03.01

Ihr Lieben,

nach nur 10-tägigem Aufenthalt zu Hause im winterlichen Deutschland bin ich vor 2 1/2 Wochen zu neuen Abenteuern aufgebrochen, dieses Mal in den Süden Afrikas.

Anlass war eine Einladung zur Hochzeitsfeier von Alexander Jacobi und Suzanne Möller in Stellenbosch bei Kapstadt. So bin ich am 05.03. zusammen mit Alexanders Eltern, Tante Edith, Schwester Ilka und Studienfreund Thomas mit Air Namibia von Frankfurt über München, Windhoek und Walvis Bay nach Kapstadt geflogen. Die vier Stunden Verspätung wegen eines technischen Defekts am Triebwerk (im Flugzeug fast verhungert!) konnten wir durch die zahlreichen Stops fast wieder aufholen und landeten am frühen Nachmittag des 06.03. in Cape Town mit schönem Blick über die Bucht und Stadt mit dahinter liegendem Tafelberg. Von Suzannes Familie wurden wir am Flughafen abgeholt und zu ihrem Haus in Stellenbosch gefahren, wo bei sommerlichen Temperaturen schon eine Grillparty im Garten mit etlichen Gästen vorbereitet war.

Die Wein- und Universitätsstadt Stellenbosch ist die zweitälteste Stadt in Südafrika mit eichengesäumten Straßen und gut restaurierten Häusern des alten Stadtkerns und liegt in einem grünen Tal mit Weinbergen in herrlicher Berglandschaft.

In der ersten Woche wohnte unsere Reisegruppe gegenüber von Möllers in einer wunderschönen Villa, wo wir jeden Morgen auf der Terrasse unser Frühstück (von unserer liebenswerten und immer fröhlich aufgelegten Tante vorbereitet) zu uns nahmen. Neben einigen Ausflügen nach Stellenbosch und zur Waterfront in Kapstadt waren wir in die Vorbereitung der Hochzeitsfeier mit einbezogen und kochten auch abends mehrmals für die gesamte Familie (2x nach neuen thailändischen Rezepten).

Am 10. März war es dann soweit: Auf wunderschönem Gelände einer Farm mit Grillhütte und großer Wiese um einen Teich fand nachmittags mit ca. 100 Gästen die kirchliche Trauung mit viel schöner Musik statt, und anschließend feierten wir rund um den kleinen See mit vielen kulinarischen Genüssen und bestem Wein mit abwechslungsreichem Programm bis in die Nacht. Zwei mehrstimmige Gesänge hatte wir deutschen Gäste einstudiert, eines davon mit lustigem Text versehen (Erscheinen aller möglichen afrikanischen Tiere zur Hochzeit).

In der zweiten Woche reisten wir zu siebt mit einem Mietwagen entlang der Südküste - Kap der guten Hoffnung - Cape Agulhas (südlichster Punkt Afrikas) - nach Knysna, wo wir einige Tage in einer Ferienwohnung von Bekannten direkt am Strand wohnten und auch einge Male in der Brandung des Indischen Ozeans badeten. Von hier aus machten wir einige Ausflüge zu guten Restaurants, aber auch nach Outshoorn, wo wir die Cango Caves, eine Straußen- und Krokodilfarm besuchten.
In der Cango-Höhle nahmen wir Jüngeren an einer 90-minütigen Adventuretour teil. Nach dem Durchqueren einiger größerer Höhlenräume mit wunderschönen Tropfsteinen wurden die Gänge immer enger und flacher, sodass wir uns längere Wegstücke im Entengang und sogar auf dem Bauch kriechend bewegen mussten. Dann ging es einige Meter durch einen schmalen Kamin mit 80 Grad Anstieg. Nachdem ich mich wie eine Schlange hineingewunden hatte, kam ich weder vor noch zurück und musste von unten geschoben und von oben hinaufgezogen werden. Nur gut, dass ich auf meiner Asientour einige Kilo abgenommen hatte, sonst würde ich heute noch in dieser Höhle stecken. Aber bald darauf kam der nächste Engpass, die sog. "mailbox", eine flache Spalte mit nur 27 cm Höhe!!! Auch hier hatte ich Mühe, meinen Oberkörper durch diesen Spalt zu pressen. Nach ausgiebiger Erholungs- (Wiederbelebungs-)pause besuchten wir noch eine der zahlreichen Straußenfarmen. Alexanders Schwester Ilka und ihr Mann Johannes (war erst kurz vor der Hochzeit angereist) bewiesen ihren Mut bei einem Straußenritt in halsbrecherischem Tempo. Da ich für diese Reittiere zu schwer bin, kam ich glücklicherweise nicht in Versuchung, mein Leben erneut aufs Spiel zu setzen.

Am 17.03. kehrten wir nach zwei regnerischen Tagen nach Kapstadt und Stellenbosch zurück, wo uns wieder schönstes Spätsommerwetter erwartete. Am darauffolgenden Tag flog meine Reisegesellschaft weiter nach  Namibia, um von dort aus noch eine 10-tägige Rundtour zu starten. Da ich mich an diese nette Reisegruppe so sehr gewöhnt hatte, versuchte ich noch, mit ihnen nach Windhoek zu fliegen. Aber es gab keinen günstigen Flug mehr, und so blieb ich allein zurück. Am nächsten Tag besuchte ich mit Suzanne und Alexander noch einmal Kapstadt und fuhren mit der Seilbahn auf den ca. 1000 m hohen Tafelberg (grandiose Aussicht!) und fand abends noch eine Gelegenheit, mit dem Nachtbus in fast 20 Stunden nach Johannesburg (1753 m Höhe) zu fahren.

Johannesburg zählt mit rund 15 Raubmorden pro Tag zu den gefährlichsten Städten der Welt. So war ich sehr erleichtert, dass ich am Busbahnhof gleich eine Gelegenheit fand, zu einer Backpacker-Herberge außerhalb der City mitfahren zu können. In diesem schön gelegenen Guesthouse mit Swimingpool wohne ich nun seit zwei Tagen. Gestern fuhr ich mit einer organisierten Tour nach Soweto (Abk. für South-Western-Township), einer Vorortsiedlung der Schwarzen mit ca. 6 Millionen, fast doppelt so viel Einwohnern wie in Johannesburg. Mit einem Einheimischen hatten wir die Gelegenheit, zu Fuß durch einige Gassen der ärmsten Wellblechsiedlungen mit "Matchbox-Häusern" zu gehen, besuchten außerdem einige Gedenkstätten an die blutig endenden Unruhen im Jahr 1976 sowie das ehemalige Wohnhaus von Nelson und Winnie Mandela.

Die allgemeine Situation hier in Südafrika ist z. Zt. immer noch recht unsicher. Viele weiße Bewohner verlassen das Land aus Unsicherheit vor der Zukunft, während immer mehr Schwarze auch aus anderen Ländern Afrikas an den Rändern der Großstädte Zuflucht suchen. Die Townships wachsen ins Uferlose und an den Straßenkreuzungen sieht man oft Dutzende von Schwarzen sitzen, in der Hoffnung irgend eine Arbeit angeboten zu bekommen. Bleibt nur zu hoffen, dass die weitgehend friedliche Ablösung der Apartheid-Politik unter Nelson Mandela sich in friedlichem Miteinander weiter entwickeln wird.

Da ich bei meiner derzeitigen Reise (übrigens zum ersten Mal) mit einem  Oneway-Ticket  unterwegs bin, ist die Weiter- bzw. Rückreise noch weitgehend  offen. Heute nacht werde ich zunächst mit einem Bus nach Bulawayo in Zimbabwe weiterreisen, um von dort die Viktoriafälle nochmals aufzusuchen. Danach gibt es die Möglichkeit, auf dem Landweg durch Zambia und Malawi in Richtung Tanzania / Kenya weiterzureisen oder von Harare (Hauptstadt von Zimbabwe) aus noch einen Abstecher zu den Inseln Mauritius / Réunion im Indischen Ozean einzuplanen.

Auch wenn die Internetcafés hier in Afrika nicht so dicht gestreut sind wie in Asien, freue ich mich doch sehr über gelegentliche E-mails. Und so sende ich euch aus dem Süden Afrikas viele liebe Grüße,

euer Hartmut.

 

Von Jo'burg nach Nairobi

2. Afrikabericht, Nairobi, 25.04.01

Liebe Familienangehörige, liebe Freunde,

inzwischen sind seit meinem ersten Afrika-Rundbrief fast 5 Wochen vergangen. In dieser Zeit bin ich von Johannesburg aus fast 6000 km mit Bus, Zug und Schiff durch die Länder Zimbabwe, Zambia, Malawi, Tanzania und Kenya gereist und habe mein vorläufiges Ziel Nairobi erreicht.

Eigentlich hatte ich befürchtet, auf meinem Weg nach Norden –  zumindest in Ostafrika – in die Hauptregenzeit hineinzugeraten, denn normalerweise gibt es hier eine kürzere Regenzeit im November/Dezember und eine längere von März bis Mai. In dieser Saison gab es aber eine durchgehende Regenzeit von November bis März, deshalb auch die verheerenden Überschwemmungen in Mocambique. Infolge dieser langen Regenperiode erlebte ich die weiten Savannenlandschaften im südlichen Afrika und die Gebirgsregionen entlang des Great Rift Valley, das sich 6500 km vom Toten Meer im Norden bis zum Nyassasee im Süden erstreckt, in üppig grüner Vegetation mit vielen blühenden Bäumen, Gräsern und Blumenfeldern. Natürlich gab es zwischendurch auch immer wieder mal kräftige Regenfälle, aber durch den häufigen Wechsel von tropischer Sonne, Regenschauern und interessantesten Wolkenformationen erlebte ich die oft weit ausgedehnten Landschaften in besonders stimmungsvollem Licht.

Das Reisen quer durch Afrika war allerdings mit viel mehr Strapazen verbunden als ich es von Süd- und Südostasien her gewohnt bin. Die Busse sind oft in schlechtestem Zustand, auf einigen Strecken gibt es kaum noch geregelten Verkehr, und in vielen größeren Städten wird man bei der Ankunft von Einheimischen in aufdringlichster Art belagert und ist in der Dunkelheit der Gefahr von Raubüberfällen ausgesetzt.

Auf  meinen  langen  Wegstrecken  durch  den halben Kontinent fand ich immer wieder besonders schöne Stellen, an denen ich mich jeweils einige Tage aufhielt.

Von Johannesburg fuhr ich am 22.03. zunächst nach Bulawayo in Süd-Zimbabwe und besuchte von hier aus den Matopo-Nationalpark mit besonders interessanten Granitformationen, Höhlenmalereien der Buschmänner, und dort trafen wir auch auf eine Gruppe von 5 Breitmaulnashörnern, denen wir ein Stück weit zu Fuß folgten.

Am 26.03. fuhr ich mit einem Nachtzug weiter nach "Victoriafalls", wohnte dort einige Tage in einer besonders schönen Backpacker-Herberge mit Swimingpool und besichtigte die berühmten Viktoriafälle des Zambezi. Im Vergleich zu meinem letzten Besuch hier vor etwa 6 Jahren stürzten derart gewaltige Wassermassen die ca. 100 m tiefe Schlucht hinunter, sodass eine riesige Gischtwolke aufstieg und sich als kräftiger Regen über uns Besucher ergoss. Bei einem Spaziergang entlang des Zambezi-River nur 20 Minuten von meiner Herberge entfernt traf ich in der Nähe eines riesigen Baobab-Baums (20m Umfang) auf eine 7-köpfige Elefantenherde. Ein bisschen Herzklopfen bekam ich dabei schon, vor allem als ich später erfuhr, dass nur wenige Stunden später auch ein Löwe dort gesichtet wurde.

Zwei weitere Tage verbrachte auf der gegenüberliegenden Seite des Zambezi im Ort Livingstone und besichtigte die Fälle auch von Zambia aus. Besonders begeistert war ich von einem Microlight-Rundflug über die gigantischen Wasserfälle.

Ab Lusaka (Hauptstadt Zambias) reise ich nun schon über 3 Wochen zusammen mit einem jungen Japaner namens Akira. Bei der Einreise nach Malawi bekam ich einige Schwierigkeiten, da meine Gelbfieber-impfung schon über 10 Jahre zurückliegt, aber mit einem Beste-chungsgeld konnte ich dann doch die Grenze überschreiten.

Besonders schön war der Aufenthalt am Lake Malawi (Nyassasee) mit klarem Wasser und schönen Sandstränden. Mit einem Dampfschiff fuhren wir ein Stück den See hinauf und besuchten die über 100 Jahre alte Missionsstation Livingstonia. Da auf der Piste dorthin kein Fahrzeug unterwegs war, mussten wir den hochgelegen Ort in 4-stündigem Anstieg (16 km) erwandern und kehrten am nächsten Morgen auch wieder zu Fuß zurück.

Zwei Tage waren wir dann unterwegs, um über die Grenze nach Tanzania bis Dar es Salaam zu reisen. In einer Lodge am Lake Malawi hatte ich glücklicherweise einen Gelbfieberimpfstempel (auch ohne Impfung) erhalten und konnte damit nun ohne Probleme auf die Insel Zanzibar übersetzen. Der Hauptort Stonetown mit seinen orientalisch geprägten Gassen liegt wie eine Festung auf einer Halbinsel. Über die Osterfeiertage erholten wir uns an einem besonders schönen Strand im Norden der Insel mit weißem Korallensand, und dort hatte ich auch mal wieder die Möglichkeit, die farbige Unterwasserwelt beim Schnorcheln zu erleben.

Von Dar es Salaam fuhren wir mit einem Bus über Moshi, wo wir kurz den schneebedeckten Gipfel des Kilimanjaro erblicken konnten, und weiter nach Arusha. Von hier aus unternahmen wir zusammen mit zwei netten Schweizern eine viertägige Camping-Safaritour zum Lake Manyara, Ngorongoro-Krater und in die Serengeti.

Wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen, sahen in abwechslungsreicher Landschaft zahlreiche Tierarten, u. a. fünf Geparden beim Fressen eines Gnus und dieselben am nächsten Tag nochmals beim Jagen eines Hasen, 5 Flusspferde außerhalb des Wassers, ca. 20 Löwen, 4 Spitzmaulnashörner, unzählige Elefanten, Giraffen, Flamingos usw., ich habe bestimmt 10 Filme verknipst. Beonders schön war auch die Vegetation nach langer Regenzeit mit vielen gelb- und blaublühenden Wiesen, aus denen so mancher Löwenkopf herausragte, und in der Serengeti konnten wir auf 30 km Länge die Wanderung von bestimmt 1 Million Gnus und Zebras miterleben. Auch unser Fahrer und Koch waren äußerst nette Reisegefährten und gaben sich alle erdenkliche Mühe. Auf der Hin- und Rückfahrt erlebten wir ausserdem einen farbigen Massaimarkt und besuchten eines der Massaidörfer.

Auf der vorgestrigen Busfahrt von Arusha nach Nairobi trafen wir zufälligerweise den Amerikaner Thomas wieder, der mir in Lusaka seinen gebrauchten Afrika-Reiseführer überlassen hatte. So wohnen wir z. Zt. für einige Tage zu dritt in einem einfachen Hotel im Zentrum Nairobis und organisieren jeweils unsere Weiterreise. Während Akira von hier aus nach Südafrika und weiter nach Südamerika fliegen wird, wollen Thomas und ich irgenwie über Land und evtl. auf dem Seeweg durch das Rote Meer nach Ägypten weiterreisen, ein Visum fuer Äthiopien habe ich heute schon erhalten.

Aber es gibt da noch so einige Schwierigkeiten. Auf jeden Fall habe ich vor, etwa Mitte Mai von Kairo aus nach Deutschland zurückzufliegen.Ich bin selbst sehr gespannt, wie sich meine Weiterreise gestalten wird.

Vielen Dank allen, die mir per E-mail geschrieben haben und ganz herzliche Grüße an alle,

euer Hartmut.

 

Äthiopien, Ägypten & Jordanien

3. Afrikabericht, Dahab, 16.05.01

Ihr Lieben,

meine 2 1/2 monatige Afrikatour "Von Kapstadt nach Kairo" geht nun auch schon wieder dem Ende entgegen, und so nutze ich hier meinen letzten ruhigen Tag am Roten Meer zum Schreiben des letzten Rundbriefes.

Nach 5-tägigem Aufenthalt in Nairobi nahm ich Abschied von meinen zwei netten Reisebegleitern und flog, da die Busreise durch Nordkenya recht gefährlich ist, am 28.04. mit einer gecharterten Maschine mit 13 Mitreisenden auf 11 Sitzen (unverschämterweise musste ich den doppelten Preis bezahlen!) nach Moyale an der äthiopischen Grenze und war dann noch zwei Tage mit einem Bus unterwegs zur Hauptstadt Addis Abeba in 2400 m Höhe.

Das Land ist noch sehr wenig entwickelt, so sieht man hier noch viel Ursprüngliches, einfache Dörfer mit Rundhütten, Esel als Lasttiere, farbige Märkte und überall neugierige und freundliche Menschen. Die Zeit ist in diesem Land in jeder Hinsicht stehen geblieben, das Datum meiner Ankunft in Addis Abeba war z. B. der 22.08.1993 (nach dem Mondkalender) und die Uhrzeiten sind wie in biblischen Zeiten festgelegt, um 6 Stunden verschoben, denn die Stunden werden von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends gezählt. Von Addis Abeba hätte ich die Möglichkeit gehabt, mit langer Wartezeit für entsprechende Visa und anstrengender Reise durch Äthiopien und Sudan nach Ägypten zu gelangen oder nach Djibouti zu fahren und von dort evtl. mit einem Schiff durch das Rote Meer nach Suez zu fahren. Beide Reise-routen hätten viel Zeit in Anspruch genommen, und so buchte ich stattdessen von Äthiopien aus meinen Rückflug mit Egypt Air nach Frankfurt mit einem Stopover in Kairo.

So flog ich also am 04.05. zunächst in die Hauptstadt Ägyptens (inzwischen fast 20 Mio. Einwohner) und wohnte dort wie bei früheren Reisen in meinem Lieblingshotel "El Hussein" im Bazarviertel mitten in der islamischen Altstadt mit Blick auf die Hauptmoscheen.

Diesmal konnte ich mir einen schon lange gehegten Wunsch erfüllen und schaffte es endlich einmal, die besonders schöne Oase Siwa nahe der libyschen Grenze zu besuchen.

Noch ist das Leben in dieser abgelegenen Oase (750 km Wegstrecke von Kairo) sehr ursprünglich mit vielen alten Traditionen, es gibt noch kein Internet, kein Alkohol, kaum Touristen, aber das wird sich in nächster Zeit wahrscheinlich schnell ändern, denn der dortige Flughafen wird in den nächsten Tagen eröffnet und die ersten 5-Sterne-Hotels sind im Bau.... Auf jeden Fall war dies mein bisher schönster Wüsten- und Oasenbesuch. Zusammen mit drei anderen Travellern war ich einen Tag mit Übernachtung im Freien auf Wü-stentour und waren mit dem Jeep ausschließlich abseits der Pisten einfach in den Dünen unterwegs, rutschten mit dem Landrover auch steile Böschungen hinunter und zwischen den Sanddünen - man kann es kaum glauben - gibt es einige klare Süsswasserseen umgeben von einem grünen Schilfgürtel - wunderschön zum Baden, an anderen Stellen auch Pools mit heißen Quellen. Schon Alexander der Große, der im Jahr 331 v. Chr. hier das Orakel von Amun befrag-te, liebte diesen Wüstenort, und ihm zu Ehren besuchte ich dann auch anschließend die von ihm gegründete Stadt Alexandria am Mittelmeer.

Nach eintägiger Besichtigungstour startete ich am 10.05. früh morgens von Alexandria, um über Suez durch die Sinaihalbinsel nach Elat (Israel) und nach Jordanien zu gelangen. Da ich in Suez vier Stunden auf den nächsten Bus warten musste und auch das Überschreiten der Grenzen einige Zeit in Anspruch nahm, kam ich erst spät abends in Aqaba an. Vor 1 1/2 Jahren hatte ich das letzte Mal den Sinai und Jordanien bereist, und so traf ich in Aqaba auch einige Bekannte von damals wieder und besuchte bei einem Tagesausflug nochmals die alte Felsenstadt Petra.

Am 13.05. wollte ich von Aqaba aus mit dem Schiff nach Nuweiba in Ägypten übersetzen, aber nach 7-stündiger Wartezeit wegen etwas stürmischer See verließ ich das Boot unter Protest wieder, musste die neuerworbenen Aus- und Einreisestempel im Reisepass rückgängig machen, Geld zurückfordern (nicht so einfach in arabischen Ländern!) und fuhr dann mit  einem anderen Deutschen auf dem Landweg um den Golf von Aqaba herum mit Taxis durch Elat und Nuweiba nach Dahab.

Bei meiner Ankunft um Mitternacht fand ich zum Glück noch ein offenes Restaurant, denn seit dem Frühstück kurz nach 6 Uhr hatte ich nichts mehr zu mir genommen. Von dieser turbulenten Reise habe ich mich inzwischen wieder bestens erholt, war einen Tag mit einer ungarischen Reisegruppe mit Jeeps in der Wüste unterwegs (die Reiseleiterin hatte ich in Siwa kennengelernt) und nutzte die Zeit hier ausgiebig zum Sonnenbaden und Schnorcheln; rund um Dahab liegen einige der besten Tauch- und Schnorchelgebiete des Roten Meeres, besonders eindrucksvoll das nahe gelegene "Blue Hole", eine 80 m tiefe Öffnung in der Riffplatte.

Seit meinem ersten Besuch in Dahab vor 12 Jahren hat sich hier natürlich viel verändert, aber das Zentrum des ehemaligen Beduinendorfes mit unzähligen stimungsvollen Restaurants um die Bucht herum im beduinischen Stil mit Matratzenlagern strahlt immer noch viel Atmosphäre aus.

Heute nacht werde ich mit einem Minibus-Taxi nach Kairo zurückkehren, habe dort nochmals einen Tag Zeit, durch das Bazarviertel zu wandern (und zu handeln!) und mich gegen abend vielleicht noch von den Pyramiden zu verabschieden. Denn am Freitag werde ich bereits nach Frankfurt zurückfliegen.

Und wie die Reise begonnen hat mit einer Hochzeit in Südafrika, so komme ich gerade rechtzeitig zurück, um am kommenden Samstag die 2. Feier derselben Hochzeit mit den deutschen und einigen südafrikanischen Güsten mitzuerleben.

Auch wenn mir der Abschied von hier, dem tiefblauen Meer zwischen den rötlich schimmernden Gebirgsketten bei schönstem Wetter nicht leicht fällt, so freue ich mich, euch (hoffentlich) bald wiederzusehen.

Bis dahin grüße ich euch alle ganz herzlich,

euer Hartmut.