VENEZUELA, TRINIDAD & TOBAGO, 20.06.-19.07.2008

Rundbrief vom 21.07.08

Ola, mes amigos!                                                                                       

Angelockt von einem Superschnäppchen, nämlich einem Condorflug für nur 397,99 Euro zur Isla de Margarita in Venezuela habe ich mich kurz entschlossen für eine vierwöchige Reise durch Venezuela und Trinidad & Tobago entschieden, obwohl Venezuela z. Zt. zu einem der gefährlichsten Reiseländer Südamerikas zählt. Schon am letzten Schultag starte ich die Reise mit einem Flug über Barbados nach Porlamar und war von dort aus 4 - 5 Tage auf der Touristeninsel Margarita unterwegs, 2 Tage auch mit einem kleinen Motorroller, und hielt mich an einigen der schönsten Strände auf.

Eine fünfstündige Überfahrt mit der Fähre brachte mich dann zum Festland nach Puerto la Cruz, ließ mich dort im Krankenhaus vorsorglich gegen Malaria impfen und erreichte nach weiteren fünf Stunden die geschichtsträchtige Stadt Ciudad Bolivar, ehemals 'Santo Tomé de Guayana de Angostura (= Engstelle) del Orinoco', da hier der Orinoco nur etwa 1 km breit ist. In dieser Stadt mit vielen farbenfrohen Kolonialhäusern, in der der Freiheitskämpfer Bolivar seine entscheidende Rede zur Befreiung des Landes hielt, wohnte ich in einem besonders schönen Kolonialgebäude mit zwei Innenhöfen mitten in der Altstadt und buchte von hier aus eine dreitägige Tour zum Salto Angel, dem höchsten Wasserfall der Erde. In einer fünfsitzigen Cessna flog ich zunächst nach Canaima, einem abgelegenen Ort mitten im Indianerland der Gran Sabana umgeben von eindrucksvollen Tafelbergen und mit einer Lagune, die gleich von sieben Wasserfällen gespeist wird und zugleich schönste Bade-strände aufweist. Mit einem Boot fuhren wir ca. fünf Stunden flussaufwärts, wobei wir die schlimmsten Stromschnellen umwandern mussten und bestiegen dann noch einem Aussichtspunkt, von wo aus wir den gesamten Wasserfall, der sich von einem Tafelberg fast 1000 m in die Tiefe stürzt, vor Augen hatten. Entdeckt wurde dieses Naturwunder erst 1933 von dem amerikanischen Buschpiloten "Jimmie Angel", der dann einige Jahre später im Morast des Tafelbergs stecken blieb. Nach einer Übernachtung in einem Hängemattenlager in der Nähe des Wasserfalls fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Boot wieder zurück und erkundeten nachmittags noch die Wasserfälle der Canaima-Lagune. Besonders aufregend war es hinter dem Wasserschleier des Salto Sapo auf einem schmalen, in den Fels gehauenen Pfad - die Kameras in Plastiktüten eingeknotet - sich am Seil entlang zu hangeln. Am nächsten Tag badete ich noch am Strand der Lagune und leistete mir später noch einen 30-minütigen Rundflug zum Angelfall und flog gegen Abend als letzter Reisegast allein mit dem Piloten nach Ciudad Bolivar zurück.

Nach einem entspannenden Tag dort reiste ich mit einem deutschen Paar, das ich in Canaima kennengelernt hatte weiter nach Tucupita im Orinocodelta und trafen dort glücklicherweise noch am selben Abend den einheimischen Führer Cheo, der uns die drei folgenden Tage mit seinem Boot durchs Orinocodelta begleitete, einem Labyrinth aus Inseln, Wasserläufen und Mangrovensümpfen. Von den Bäumen hörten wir Brüllaffen, waren oftmals umringt von Flussdelphinen, beobachteten viele Vogelarten, u. a. Tukane und rote Ibisse, suchten nachts im Licht von Scheinwerfern nach Kaimanen, badeten an Sandbänken, angelten Pirañas (und auch Rochen, die wir aber wieder frei ließen) und besuchten einige Dörfer der Warao-Indianer. In einem dieser Dörfer übernachteten wir wieder in einem Hängemattencamp. Hier konnten wir Einblick nehmen in das Leben dieser besonders freundlichen indianischen Bevölkerung, die in einfachen Holzhütten auf Pfählen am Wasser überwiegend von Fisch-fang und von der Herstellung von Korbwaren und Holzschnitzarbeiten lebt.

Eine weitere Tagestour führte uns in den karibischen Küstenort Rio Caribe, umgeben von einigen der schönsten Stränden und erholten uns an der berühmten Playa Medina. Nach anstrengender und langwieriger Reise gelangte ich in den berüchtigten Ort Güiria, von wo aus einmal die Woche, mittwochs, eine Personenfähre nach Trinidad übersetzt. Um in Trinidad überhaupt einreisen zu dürfen, musste ich noch schnell per Internet einen Flug von Trinidad zurück nach Porlamar buchen und konnte mit einem Taxi (der Weg zu Fuß ist hier äußerst gefährlich) gerade noch das Schiff nach Trinidad erreichen. Mit einem jungen Brasilianer erkundete ich die lebendige und quirlige Hauptstadt Port of Spain mit überwiegend schwarzer, kreolischer und indischer Bevölkerung und reisten dann noch für vier Tage auf die besonders schöne Karibikinsel Tobago mit dem berühmten etwa 10 000 Jahre alten Bucooriff und lernten die Insel auf einer 2-tägigen Motorradtour bei Sonne und Regen kennen, bevor ich in den letzten drei Tagen mit drei Flügen und jeweils Aufenthalten auf Trinidad und Isla de Margarita nach Deutschland zurückkehrte.

So klingt ein Reisebericht, wenn man nur die positiven Seiten beschreibt, aber ich erlebte auch etliche negative Begleit-erscheinungen, die ich hier stichpunktartig wiedergeben möchte:

Betrügereien beim Geldumtausch, sogar an Kartenautomaten - Nach Sonnenuntergang (ca. 18.30 Uhr!) vermied ich es nach Möglichkeit mich noch auf den Straßen aufzuhalten und wenn mich der Hunger hinaustrieb, dann ohne jegliche Wertgegenstände mit nur ein paar Bolivars in der Hosentasche - Einige Orte sind auch tagsüber wegen Überfällen äußerst gefährlich, die Ratschläge der Einheimischen musste ich oftmals ernst nehmen - Reiseinformationen, wie die Abfahrtszeiten von Bussen und Fähren, sind nur schwer herauszufinden und die Organisation war oft recht aufwendig - In Port of Spain erreichte mich die Nachricht, dass das Flugticket meiner per Internet gebuchten Reise nicht ausgestellt werden kann, also neu buchen! - Auf Tobago wurde ich mit meinem Reisebegleiter auf dem Motorrad von einem Auto angefahren (dortiges Motto "Drink and drive"!), aber außer einigen Schürfwunden zum Glück nichts weiter passiert - und kurz vor dem Heimflug bin ich im Flughafengebäude von Porlamar Drogenfahndern zum Opfer gefallen, die nicht nur mein Gepäck genauestens untersuchten, sondern mich mit zwei anderen Deutschen noch in ein Krankenhaus fuhren, um den Magen zu durchleuchten ..

Trotzdem war diese Rundreise für mich sehr lohnend mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen, aber die nächste Reise wird mich bestimmt wieder in Richtung Osten führen!

Auf jeden Fall bin ich letzten Samstag wieder (einigermaßen) gesund zu Hause angekommen und wünsche euch noch schöne und erholsame Ferientage.

Mit vielen Grüßen, euer Hartmut